German version below
(Luxembourg, 27 July 2023) – The European Public Prosecutor’s Office (EPPO) in Berlin (Germany) has filed an indictment against eight suspects in connection with a VAT fraud scheme involving the trade of luxury cars and medical face masks, with an estimated damage of €80 million.
Four of the defendants are charged with orchestrating the VAT fraud as members of an organised criminal group; among them is the suspected ringleader. Another defendant is charged with aiding and abetting. Two others are accused of money laundering activities. A notary, believed to have assisted the organised criminal group during a period of a number of years, is charged with forgery and false notarisation.
Labyrinth of companies
The investigation uncovered a complex network through which luxury cars and medical face masks were traded, using shell companies in several countries – including Czechia, Germany and Poland. The defendants are believed to have used people in economic difficulty from Poland and Latvia as straw men. It is also alleged that the main suspects acted as factual managing directors of several companies by forging signatures, assisted by the notary and a tax advisor. A Polish currency exchange company that was controlled by the main defendants is believed to have served as a front to launder and share profits.
According to the accusation, the VAT fraud scheme, which had a turnover of hundreds of millions of euro, was based on the sale of high-priced vehicles through missing trader companies that did not meet their tax obligations. Furthermore, parallel chains of fictitious invoices and carousel transactions were used to fraudulently claim repayments of VAT from national tax authorities. The criminal scheme took advantage of EU rules on cross-border transactions between its Member States, as these are exempt from VAT.
Previous investigative and judicial measures
Earlier in this investigation, on 12 May 2022, German tax law enforcement authorities from various federal states, supported by the Berlin State Criminal Investigation Department, conducted searches in several locations throughout Germany and arrested two of the suspects, at the request of the EPPO. Based on the analysis of seized communication data, the suspected ringleader was identified and later arrested in Austria, in execution of a European Arrest Warrant issued by the EPPO.
In the course of financial investigations conducted in Croatia, Czechia, France, Germany and Poland, bank accounts were frozen, and real estate, cars and luxury articles were seized, all worth an estimated €5.2 million. The judicial measures also targeted two individuals and three companies as party to the confiscation proceedings. While they are not accused of participating in the offences, they are believed to have received illicit profits as a result of their execution, to the amount of €7.75 million.
Strong partners
The success of this investigation was also due to good cooperation with the Public Prosecutor’s Office of Berlin, which is investigating other crimes of the accused criminal organisation that do not fall under the EPPO’s competence.
The EPPO is the independent public prosecution office of the European Union. It is responsible for investigating, prosecuting and bringing to judgment crimes against the financial interests of the EU.
Anklage gegen acht Tatverdächtige in einem 80 Million Euro Umsatzsteuerbetrugsverfahren mit Luxuskraftfahrzeugen
(Luxemburg, 27. Juli 2023) Das Büro der Europäischen Staatsanwaltschaft (EUStA) in Berlin hat gegen acht Tatverdächtige Anklage im Zusammenhang mit einem Umsatzsteuerbetrugssystem im Handel mit Luxuskraftfahrzeugen und medizinischen Masken, mit einem Schaden von rund 80 Millionen Euro erhoben.
Vier Tatverdächtigen wird vorgeworfen, den Umsatzsteuerbetrug als Mitglieder einer Bande organisiert zu haben, darunter auch der mutmaßliche Bandenchef. Einem Tatbeteiligten werden Beihilfetaten vorgeworfen. Zwei weitere sind wegen Geldwäschehandlungen angeklagt. Einem Notar, der für die Bande über mehrere Jahre hinweg tätig gewesen sein soll, werden Urkundenfälschung und Falschbeurkundung zur Last gelegt.
Labyrinth von Unternehmen
Die Ermittlungen hatten ein Netzwerk von Gesellschaften aufgedeckt, in dem Luxusfahrzeuge und medizinische Masken über Scheingesellschaften in mehreren Ländern, darunter Tschechien, Deutschland und Polen gehandelt wurden. Hierfür sollen die Tatverdächtigen Personen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten aus Polen und Lettland als Strohmänner benutzt haben. Tatsächlich besteht der Verdacht, dass die Haupttäter die Geschäfte mehrerer Gesellschaften selbst führten, wobei sie Unterschriften fälschten und von dem angeklagten Notar und einem Steuerberater unterstützt wurden. Eine polnische Geldwechselplattform, die tatsächlich von den Haupttätern kontrolliert wurde, soll als Fassade für Geldwäschetransaktionen und die Aufteilung der Tatbeute gedient haben.
Laut Anklage beruhte das Umsatzsteuerbetrugssystem auf dem Verkauf von hochpreisigen Fahrzeugen mit Gesamtumsätzen von mehreren hundert Millionen EUR über Missing Trader-Gesellschaften, die ihren steuerlichen Verpflichtungen nicht nachkamen. Daneben wurden parallele Scheinrechnungsketten aufgebaut und sogenannte Karussellgeschäfte durchgeführt, um bei den nationalen Steuerbehörden die Auszahlung ungerechtfertigter Steuererstattungen zu beantragen. Das kriminelle Geschäftsmodell machte sich die EU-Vorschriften zum grenzüberschreitenden Warenhandel zwischen den Mitgliedstaaten zunutze, bei dem keine Umsatzsteuer erhoben wird.
Frühere Ermittlungs- und strafprozessuale Maßnahmen
Zu einem früheren Zeitpunkt des Ermittlungsverfahrens, am 12. Mai 2022 hatten deutsche Steuerstrafverfolgungsbehörden aus verschiedenen Bundesländern mit Unterstützung des Landeskriminalamtes Berlin im Auftrag der EUStA Durchsuchungen an mehreren Orten in ganz Deutschland durchgeführt und zwei der Tatverdächtigen festgenommen.
Aufgrund der Auswertung der sichergestellten Kommunikationsdaten war es möglich, den mutmaßlichen Bandenchef zu identifizieren, der später in Vollstreckung eines Europäischen Haftbefehls der EUStA in Österreich festgenommen werden konnte.
Im Zuge der in Kroatien, der Tschechischen Republik, Frankreich, Deutschland und Polen geführten Finanzermittlungen wurden Bankkonten eingefroren sowie Immobilien, Autos und Luxusartikel im Wert von schätzungsweise 5,2 Millionen Euro beschlagnahmt. Die gerichtlichen Maßnahmen richteten sich daneben gegen zwei Personen und drei Gesellschaften als Einziehungsbeteiligte. Diese werden zwar nicht beschuldigt, an den Straftaten beteiligt gewesen zu sein, es besteht aber der Verdacht, dass sie aus den Taten unrechtmäßige Gewinne in Höhe von 7,75 Mio. EUR erlangt haben.
Starke Partner
Der Erfolg der Ermittlungen ist auch auf die gute Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Berlin zurückzuführen, die wegen anderer, nicht in den Zuständigkeitsbereich der EUStA fallender Straftaten gegen Bandenmitglieder ermittelt.
Die EUStA ist die unabhängige Staatsanwaltschaft der Europäischen Union. Sie ist für die Ermittlung, Verfolgung und Anklage von Straftaten zum Nachteil der finanziellen Interessen der EU zuständig.